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Lizenz zum Schmunzeln
Glosse der Woche

Lizenz zum Schmunzeln No.153
Pannen bei der Gräulich-Party

Ein beliebter Gräulich: der klassische ZimmerspringbrunnenJeder hat bei sich zu Hause einen Gräulich. Die einen stellen ihn ungeniert zur Schau, woanders fristen Gräulichs ihr Dasein im Verborgenen. Gräulichs tarnen sich als Briefbeschwerer, Buchstützen oder Blumenvasen. Sie vermehren sich an Geburtstagen und anderen Geschenke trächtigen Festen. Als hübsch verpackte Mitbringsel kommen sie ins Haus und entpuppen sich sodann als Schnickschnack, Schund und Kitsch - zum Gruseln gräuliche Geschenke, kurzum perfekte Gräulichs!

Ein versierter Gräulich-Spezialist ist unser Onkel Karl. Er reist sehr viel und bringt uns immer etwas mit. Von der Safari-Tour in Kenia zum Beispiel eine Fruchtbarkeitsgöttin aus Hartplastik, die auf ihrem Kopf einen Aschenbecher balancierte. Wir sind höfliche Nichtraucher und fanden diese Aschenbechergöttin, die im übrigen aus Südostasien stammte, äußerst originell. Das freute Onkel Karl so sehr, dass er uns von seinem Australien-Trip einen Briefbeschwerer in Gestalt eines niedlichen Kängurus mitbrachte, wiederum aus Hartplastik, und ebenfalls aus Südostasien.

Cousine Gabi hatte sich in diesem Jahr für ihre Geburtstagsfeier etwas ganz Besonderes ausgedacht.

"Ich gebe eine Gräulich-Party!", hatte sie uns eingeladen und gebeten: "Bringt also einen netten Gräulich mit!"

Wir horten unsere Gräulichs auf dem Dachboden. Hier haben wir ein ganzes Gräulich-Nest in einer altersschwachen Holzkiste, die meine Gattin beinahe liebevoll ihre "Giftkiste" nennt. Dort ruhen diverse Geschenke-Scheußlichkeiten: ein Mobile aus an den Ohren aufgehängten Osterhasen etwa oder jene Kaffeetasse mit Dackel-Motiv, die, wenn man sie anhebt, so niedlich bellen kann.

Gabis Gräulich-Party war übrigens ein toller Erfolg. Alle Gäste hatten einen Gräulich mitgebracht und ihn mit hübschem Einwickelpapier liebevoll getarnt.

"Erst die Gräulichs, dann die Geschenke!", legte Gabi die Reihenfolge fest, stellte alle Gräulichs auf den Tisch, und wir Gäste mussten um die Gräulichs würfeln. Wer eine Sechs warf, durfte eines der Pakete auspacken. Oh, wie haben wir über all die Scheußlichkeiten gelacht, die in der Gräulich-Runde ausgewickelt wurden! Am besten lacht es sich halt über die Geschmacksverirrung anderer Leute, zumal man so ganz nebenbei den eigenen, natürlich guten Geschmack unter Beweis stellen kann.

Den Vogel schoss Gabis eigener Gräulich ab: eine Holztaube mit Löchern in den Flügeln, in die man Zigaretten stecken konnte - wundervoll abscheulich gräulich! Nur Uwe lächelte ein wenig säuerlich. Er kannte diese Taube gut. Hatte er sie doch vorzeiten Klaus und Anne zur Verlobung geschenkt. Die Verlobung war geplatzt, und Klaus hatte die Gräulich-Taube irgendwann an Gabi weiterverschenkt. Gräulichs gehen eben gern auf Wanderschaft und manchmal ungeahnte Wege!

Jemandem wie Gabi, die alles hat, nicht liest, Musik nur im Radio hört und Süßes verschmäht, zum Geburtstag ein passendes Geschenk zu machen, ist nicht gerade einfach. Nach langer Suche hatten wir uns für ein Schlüsselbrett mit rustikalem Waldmotiv entschieden: drei niedliche Eichhörnchen auf einem Tannenzweig. Leider haben wir auf Gabis Party dann Gräulich und Geschenk vertauscht, und nun packte jemand unser Geburtstagsgeschenk in der Gräulich-Runde aus.

Zum Glück bemerkte niemand die Verwechslung. Zwar irritierte uns die Heiterkeit, die unser praktisches Schlüsselbord in der Gräulich-Runde hervorrief. Doch dafür wurden wir entschädigt, als Gabi unseren Gräulich als Geschenk auspackte. Eine Fruchtbarkeitsgöttin mit Aschenbecher habe sie sich immer schon gewünscht, bedankte sie sich tausendmal. Jetzt überlegen wir, ob wir ihr nächstes Jahr auch noch den Briefbeschwerer aus Australien schenken sollen, vorausgesetzt natürlich, wir werden wieder eingeladen...
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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/