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Glosse der Woche

Lizenz zum Schmunzeln No.511
Geburtstagsrede für Monika

Geburtstagsblumen für MonikaMit Corinna hatte ich ein leichtes Spiel, ihr schrieb ich zum Geburtstag ein Gedicht. Hartmut war dagegen eine harte Nuss. Der nimmt gleich immer alles krumm. Ihm schrieb ich eine ganz dezente Rede auf den Leib. "Man ist so jung wie man sich fühlt und nicht so, wie man aussieht!", begann ich meinen Vortrag mit einem lustigen Bonmot und streifte sein teures Echthaartoupet in meiner Rede nur am Rande.

Anders war es bei Angelika, blond und wohlbeleibt. Sie verträgt auch einen derben Scherz. Über meine Dicken- und Blondinenwitze brach sie immer wieder in wieherndes Gelächter aus. "Wer lacht heut' lauter als ein Pferd?", reimte ich ihr daher ganz spontan. "Es ist Angelika, ihr fünftes Tortenstück sie grad' verzehrt!" Seitdem wechselt sie die Straßenseite, wenn sie mich sieht.

Zugegeben: Nicht jede meiner Geburtstagsreden war ein voller Erfolg. Denn Geburtstagsreden sind eine Wissenschaft für sich, schwierig manchmal wie die Quadratur des Kreises. Sie sollen witzig sein und ernst und unterhaltsam, nicht zu betulich, ruhig etwas schlüpfrig, gespickt mit kleinen Lebensweisheiten. Und jede Rede soll stets maßgeschneidert sein. Nie darf sie von der Stange kommen!

Auch meine allererste Dichtung war ein Unikat! Zu Uwes Vierzigstem bat mich seine Frau um einen kurzen Vortrag.

"Nichts Großes", meinte sie. "Ein Grußwort reicht!"

Ein Grußwort kann nicht schwierig sein, so dachte ich zunächst. Vielleicht gelänge mir gar ein Gedicht? In der Art, wie Onkel Karl sie immer vortrug? Ob Kurzgedichte oder ellenlange Rede, dem fiel immer etwas ein! Ich aber brauchte damals nur was Kurzes. Ich schlug bei Goethe nach, bei Kant und Schiller. Da gibt's für jede Lebenslage ein Zitat, ein Füllhorn für Geburtstagsdichter. Doch Fehlanzeige bei den alten Meistern. Fündig wurde ich bei Meister Karl! In alten Onkel-Karl-Gedichten fand ich zu jedem Tierkreiszeichen eine heitere Charakterkunde. "Der Uwe ist ein Steinbock-Mann, der alles weiß und manches kann", zitierte ich von Onkel Karl.

Mein Gedicht kam vor dem Essen. Ich war sehr aufgeregt. Ebenso wie Uwes Frau. Immer wenn ich "Steinbock" sagte, zischelte sie nervös ein "Schütze!". Dass Uwe fünf Tage früher als "Schütze" geboren worden war und seinen Geburtstag damals nachfeierte, konnte ich nicht wissen. Gern hätte ich dies Missverständnis ausgebügelt. Mit einer "Schützen"-Rede zu Uwes 41. Uwes Gattin ließ mich nicht. Sie schlägt seitdem drei Kreuze, wenn sie mich von hinten sieht.

Mein Gesellenstück lieferte ich zu Onkel Karls achtzigstem Geburtstag. Onkel Karl hing an meinen Lippen, als wollte er kein Wort von mir verpassen. Am Ende ließ ich ihn hoch leben, er applaudierte mir mit Tränen in den Augen. Dann brachte ihm die Enkelin sein Hörgerät.

Letzte Woche nun stand Monika auf meiner Dichterliste. Sie wohnt mit Dietmar, ihrem Mann, im Haus der Schwiegereltern. Bei Kaffee und Geburtstagstorte zelebrierte ich ihr meine Rede. Was hab' ich ihr gesagt? Das Übliche halt: dass Monika viel jünger aussieht, als sie ist. Und in ihrer Geburtsurkunde vermutete ich beim Geburtsjahr einen Tippfehler. Das hätte ihr mit Sicherheit geschmeichelt, hätte nicht die Schwiegermutter an dieser Stelle demonstrativ und viel zu laut gelacht.

Geradezu ausgelassen fröhlich wurde die Geburtstagsstimmung, als ich lustige Anekdoten aus Monikas Jugendzeit zum Besten gab. Als junge Blüte hat es Monika nämlich ziemlich bunt getrieben, und ich erinnerte ausführlich an diese ihre wilde Zeit. Gatte Dietmar fand das augenscheinlich überhaupt nicht lustig. Das hatte ich vorausgeahnt! Ich stimmte ihn versöhnlich mit einer Reihe von Zitaten aus alten Liebesbriefen, die Monika von ihm in ihrer Verlobungszeit zuhauf bekommen hatte. Monikas Schwiegermutter hatte sie mir dankenswerterweise überlassen. Was ich nicht wissen konnte: Die Liebesbriefe stammten nicht von Dietmar, und alt waren sie auch nicht...

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/