Wer bitte schön braucht eigentlich eine neue CD von den Manic Street Preachers? Fünf Silberscheiben haben die Waliser bisher auf den Markt geworfen. Vom stampfenden Punkrock bis zur schwelgerischen Pophymne war alles dabei.
"Was also kann man Neues von einem neuen Manics-Album erwarten?", heißt die bange Frage - bange Frage deshalb, weil das letzte Album der Drei so überragend gut war.
Ließe sich das Songmaterial von "This is my truth tell me yours" überhaupt noch toppen? Oder würden die Manics musikalisch in Richtung Selbstplagiat und Wohlklang abdriften? Würden die drei aufrechten Sozialisten aus Wales ihren Texten die politische Schärfe nehmen? Weil man vielleicht auch in den USA ein paar CDs verkaufen will?

Nun, die letzte Frage lässt sich am leichtesten beantworten: Die Manics haben ihre neue CD ausgerechnet in Havanna der Presse vorgestellt, und Titel wie "Baby Elian" und "Freedom of speech won't feed my children" werden es wohl kaum ins amerikanische Mainstream-Radio schaffen. Also keine Zugeständnisse! Warum auch? Die Manic Street Preachers haben genügend Selbstbewusstsein. Die Welt ist ihnen nicht egal. Sie sind unbequem und sagen ihre Meinung, und das ist gut so.
Und musikalisch? Auch hier Entwarnung auf der ganzen Linie! Die Manics riskieren eine Tour durch die verschiedensten Musikstile. Sie besuchen die Beach Boys ("So why so sad"), erinnern sich an ihre lärmende Los-geh-Rock-Zeit ("Found that soul"), statten dem 70er-Jahre-Disco-Sound eine ironische Stippvisite ab("Miss Europa Disco Dancer") und haben selbstverständlich auch den locker leichten Popsong im Gepäck ("Ocean Spray"). Trotz dieser Vielfalt klingt "Know your enemy" unverkennbar nach den Manic Street Preachers mit wuchtigen Gitarrensounds, verspielten Keyboardeinsprengseln, einem schnörkellosen Schlagzeug und dem stets zwischen Melancholie und Wut schwebenden Gesang von James Dean Bradfield.
Lassen wir die Manics also auch diesmal wieder bei uns zu Hause predigen: "Völker höret die Signale! Hallelujah!" Amen.

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