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Lizenz zum Schmunzeln
Glosse der Woche

Lizenz zum Schmunzeln No.521
Handy mit Schnur

Alles klar?Das erste Mal betrat ich diesen Laden an einem Montag gegen fünf. Ich wollte mir ein Handy kaufen. Der Verkäufer zeigte mir diverse Exemplare und empfahl mir dann den "Porsche" unter seinen Handys: "Ein Handschmeichler, technisch tipp topp! Andere Handys sind kompliziert, dieses hier ist intelligent!" - Und außerdem diskret. Das war für meinen Kauf entscheidend. Denn mein Handy sollte nie zur Unzeit klingeln. Wenn jemand meine Nummer wählte, dann klingelte mein Handy-Porsche nicht, dann vibrierte er nur ganz dezent.

Leider vibrierte mein Handy meist, wenn ich es nicht gebrauchen konnte. Wie neulich in der Mittagspause, als ich gerade die heiße Tomatensuppe löffelte. Das Handy zappelte in meiner Hosentasche, und ich bekleckerte Schlips, Jacke, Hemd und Hose mit der heißen Suppe.

"Bitte stellen Sie das Zappeln wieder ab!", bat ich meinen Handymann beim nächsten Besuch. Der drückte drei, vier Tasten, und das Vibrieren war vorbei. Er zeigte mir, wie man es wieder anstellt. Doch schon im Wagen hatte ich die Prozedur vergessen. Gleiches widerfuhr mir bei der Bedienung meiner Mailbox. Wie ich SMS verschicken konnte, hatte mir der Fachmann auch erklärt. Doch wie das alles funktionierte, blieb mir trotz fünfzigseitiger Bedienanleitung ein unlösbares Rätsel. Kurzum: Mein Handy konnte alles. Bloß: Wo musste man wie oft wie lange drücken?

Mein Handymann wusste Rat. Er empfahl mir einen Handykurs: "Kostet nicht die Welt und macht Sie wirklich fit!"

Der Handykurs am nächsten Wochenende möbelte mein Selbstbewusstsein gleich gehörig auf. Bewies er mir doch, dass ich nur einer unter vielen Handytrotteln war: Es gab fünfzehn Kursteilnehmer, tausend Fragen und jede Menge Handyfrust. Zum Beispiel bei Herrn Holzer. "Zum Geburtstag hab ich mir 'ne Stichsäge gewünscht", erzählte mir der Hobbytischler.

"Gekriegt hab ich ein Handy. Falls beim Sägen was passiert, könne ich damit den Notarzt rufen, hat meine Frau gesagt!" Er seufzte tief und reichte mir die Hand. "Otto", stellte er sich vor, und ich verstand: Gemeinsames Leid verbindet, da ist man schnell per du.

Unser Handytrainer hieß Herr Lockmann: "Wie Locke ohne 'e'! Und keiner verlässt heut diesen Kurs, bevor er nicht gelernt hat, per Handy E-Mails abzuschicken!" Er meinte das als Ansporn, wir sahen das als Drohung. Besonders Rita.

"Ich will doch nur die Nummer meiner Tochter speichern!", rief sie, zog ein Handy aus der Tasche und drückte wahllos auf die Tasten. Sie glaubte wohl, je stärker sie drückte, desto eher würde ihr das Handy auch gehorchen. "Es geht nicht!", seufzte Rita dann. "Herr Lockmann, können Sie mir helfen?"

Herr Lockmann half und tippte die gewünschte Nummer ein.

"Zum Schluss den grünen Hörer drücken!", sagte er und gab Rita das Handy. Die hielt es an ihr Ohr und schrie entgeistert auf, als sich tatsächlich ihre Tochter meldete.

"OK", sagte Herr Lockmann und begann nun mit dem Thema seiner Schulung. Er hatte Folien dabei, Schemazeichnungen von Handyoberflächen. Ein Tageslichtprojektor warf sie an die Wand. Herr Lockmann erklärte, was SMS ist und was SIM.

"Haben Sie noch Fragen?", wollte er dann wissen.

Wir hatten! Fünfzehn Handytrottel griffen die Gelegenheit beim Schopfe und fragten sich nun ihren Frust von ihren Seelen. E-Mails konnte ich am Ende unseres Kurses nicht verschicken. Doch wie man das Vibrieren an- und abstellt, das hatte mir Herr Lockmann noch einmal gezeigt.

Zu Hause probierte ich es aus. Doch was Herrn Lockmann mühelos gelungen war, funktionierte bei mir nicht. Irgendwo im Dickicht der Handymenüs blieb ich immer wieder stecken.

Das letzte Mal betrat ich meinen Handyladen an einem Samstag gegen elf. Mein Handymann erkannte mich sofort. Er fragte nach der Schulung, ich schüttelte den Kopf und seufzte nur: "Mein Handy soll nicht mehr vibrieren!"

"Das Beste ist, Sie kaufen sich ein neues Handy!", murmelte mein Handymann mit leicht genervter Stimme. "Am allerbesten eins mit einer schönen, langen Schnur!"

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/