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Glosse der Woche

Lizenz zum Schmunzeln No.416
Die Schnäppchenfee

Die SchnäppchenfeeDie gute Fee kam nach dem Fernsehkrimi. "Der ABC-Ultra ist ein wahres Saugwunder!", säuselte sie verzückt vom Bildschirm und ließ den Staubsauger beinahe schwerelos über Papierschnipsel, festgetretenen Schmutz und bauschige Staubfussel gleiten. "Wir müssen verrückt sein!", sinnierte sie in Großaufnahme vor sich hin. "Aber diesen Supersauger gibt's bei uns für irre 99 Mark! Bestellen Sie jetzt! Rufen Sie mich an! Null eins neun null...", nannte sie mir ihre teure Nummer: drei Mark sechzig pro Minute.

Doch das Angebot klang gut. Ein ABC-Staubsauger für hundert Mark - das war spottbillig und einen teuren Anruf wert!

"Jeder Anrufer erhält ein wertvolles Geschenk!", lockte die Staubsaugerfee. "Rufen Sie jetzt an! Ich warte auf Sie!"

Ich ließ die Schnäppchenfee nicht warten und wählte ihre Nummer. Musik drang aus dem Hörer, dann ihre Stimme: "Sie haben eine gute Wahl getroffen!"

"Ich hätte gern den Staubsauger", kam ich gleich zur Sache. Aber die Dame hatte dafür jetzt kein Ohr.

"Sprechen Sie Deutsch?", fragte sie mich. "Bitte antworten sie mit ja oder nein!"

"Ja!", gab ich verblüfft zurück.

"Sie haben zu früh geantwortet! Antworten Sie jetzt!"

Es piepte im Hörer, und plötzlich war mir klar: Das Wesen in der Leitung war nicht aus Fleisch und Blut, es war ein Telefoncomputer mit Regeln, denen ich mich unterwerfen musste. Die erste Regel hieß: Ich hatte nichts zu sagen! Nur ja und nein! Und das nur nach dem Piepston!

"Wir möchten Ihnen etwas schenken", fuhr die Stimme fort. "Ein rostfreies Besteck für sechs Personen! Nehmen Sie das Geschenk an? Bitte antworten Sie mit ja oder nein!"

Es piepte, ich murmelte ein Ja und hatte damit gegen Regel Nummer zwei verstoßen: Stets laut und deutlich sprechen!

Nun forderte mich die Glücksfee auf, Namen und Adresse deutlich aufzusprechen, damit sie mir mein Geschenk auch zuschicken könne. Danach spielte sie mir meine Angaben zur Kontrolle noch einmal vor: "Ist alles korrekt? Bitte antworten Sie mit..."

"Möchten Sie eine Traumreise nach Ibiza gewinnen?", fragte sie mich nun. "Bitte antworten sie mit ja oder nein!"

Ich wollte nicht und sagte brav nach dem Piepston nein. Doch meine Glücksfee hatte mich wohl falsch verstanden.

"Wie heißt die Hauptstadt von China?", stellte sie mir ihre Frage, nannte mir der Reihe nach sechs Städte, zu denen ich jeweils ja oder nein zu sagen hatte, und ließ mir fairerweise reichlich Zeit zum Überlegen. Peking kam zuletzt.

"Mit ein wenig Glück", quittierte sie meine richtige Lösung, "gewinnen Sie einen Traumurlaub auf Ibiza, gestiftet von Glücksreisen, dem Reiseprofi mit den kleinen Preisen. Möchten Sie weitere Angebote dieses Veranstalters hören?"

"Nein!", rief ich nach dem Piepston in den Hörer, was der Computer offenbar schon wieder falsch verstand. Längst betete er die Angebotspalette der spendablen Reisefirma herunter, und mein Gebührenkonto wuchs...

"Nun zu unserem Staubsauger!", kam die Computerfee endlich doch noch zur Sache und spulte noch einmal alle Sprüche ab, die sie mir schon in der Fernsehreklame eingetrichtert hatte. "Möchten Sie jetzt bestellen?"

Ich wollte, sagte nach dem Piepston ja, und die Computerfee säuselte glücklich: "Vielen Dank, auf Wiederhören!"

Zwei Wochen später erhielt ich meine Telefonrechnung: 44,42 DM musste ich für das Gespräch mit meiner Nullhundertneunzig-Fee berappen! Das wäre nicht besonders viel gewesen, hätte ich den Staubsauger erhalten oder gar den Traumurlaub auf Ibiza gewonnen! Doch leider war der Billigsauger ausverkauft, und auch die Reise ging an mir vorbei! Nicht aber das Besteck! Es kam per Post und war für sechs Personen! Und rostfrei war es auch - es war aus Plastik!

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/