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Die Glosse der Woche


Meine private Stiftung Plattentest

Offener Brief an Herrn G.

Guten Tag, Herr G., gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Musikpirat, der Totengräber Ihrer Industrie. Denn:

Manchmal sauge ich bei Kazaa und Konsorten.
Neulich z. B. die Maxiversion der Tears-For-Fears-Single "Mad world" - unlängst in einer ungewöhnlichen Neuinterpretation in den bundesdeutschen Charts wieder zum Hit geworden. Vorher, und ich schwör's bei allem, was mir lieb und heilig ist (und das ist eine ganze Menge), vorher habe ich versucht, den Titel käuflich zu erwerben. Ich bin Purist, mir ging es um die alte Maxi-Single. Es hätte nicht die Original-Vinyl-Maxi aus dem Jahre 1982 sein müssen, mir hätte eine Nachpressung gereicht, vielleicht auch auf CD. Was mir angeboten wurde, waren Sampler, u. a. ein Greatest-Hits-Album von Tears For Fears. 16,99 Euro hätte ich dafür auf die Ladentheke blättern sollen. Eine hübsche Stange Geld für ein einzelnes Musikstück.

Manche Leute mögen Tears For Fears.
Mir ist die Gruppe ziemlich schnuppe. Nur eben dieses "Mad world" nicht. Der Song hat es mir angetan, in seiner Maxifassung wohlgemerkt. Um es nun kurz zu machen: Diese Maxifassung gibt's bei Ihnen nicht. Auf der Greatest-Hits-CD gibt's nur den ordinären Single-Titel, den will ich aber nicht - und die anderen Stücke auch nicht.
Nun gut, ich gebe zu, die Maxifassung wird vermutlich nicht mehr oft verlangt. Es lohnt sich also nicht, sie noch zu pressen. Aber, lieber Herr G., können vielleicht Sie mir sagen, wie ich auf legalem Wege trotzdem an den Titel komme? Flohmärkte? Second-Hand-Läden? eBay? Ach so, ich soll es überall versuchen - nur bei Ihnen und Ihresgleichen nicht? Natürlich, ich verstehe: weil sich der Titel in der Uraltfassung nicht mehr rechnet.
"Was tun?", fragte sich in gänzlich anderem Zusammenhang einst Lenin. "Was tun?", sinnierte nun auch ich und loggte mich bei Kazaa ein. Dort gab es Tears For Fears, dort gab es "Mad world", dort gab es die gesuchte Maxifassung gleich zehn Mal. Gelobt sei Kazaa!

Lieber Herr G., ich zähle mittlerweile 48 Jahre.
Davon war ich gut und gerne 35 Jahre lang aktiver Käufer Ihrer Platten und CDs. Meine erste Single hieß "Sie liebt dich" und war von den Beatles, meine erste LP war von Esther und Abi Ofarim. Den Titel habe ich vergessen, die LP ist irgendwann auf irgendeiner Party irgendwie verloren gegangen. In den 35 Jahren habe ich mir eine umfangreiche Schallplatten- und CD-Sammlung aufgebaut. Darf ich ein wenig stolz darauf sein? Und Sie ein wenig stolz auf mich als Ihren alten, treuen Kunden? Ich möchte mir jetzt nicht die Arbeit machen, alle Singles, Langspielplatten und CDs penibel durchzuzählen. Ich bin kein Buchhalter wie Sie und außerdem vom alten Schlag. Für mich kommt Qualität vor Quantität. Sie schmunzeln jetzt, ich weiß …
Zurück zum Thema: 35 Jahre lang Musik gekauft, gekauft, gekauft - eine Goldene Kundenkarte hab ich von Ihnen trotzdem nie gekriegt. Ich will ganz ehrlich sein: Die hätte ich auch nicht verdient. Das kleine Vermögen, das ich auf die Ladentheken ihrer Mitgliedsfirmen geblättert habe, ist nämlich nur die halbe Wahrheit.

Ich habe, seit ich denken kann, kopiert, kopiert, kopiert.
Lieber Herr G., das haben Sie doch früher auch gemacht, nicht wahr?! Zuerst per Tonband, später per Kassettenrekorder, noch viel später per PC. Anfangs aus dem Radio - damals gab's noch keinen werbeinfizierten Dudelfunk, Titel wurden angesagt und ausgespielt. Da haben Sie ja mittlerweile Ihren Daumen drauf…
Mein Musikgeschmack wurde spezieller. Per Allerwelts-Radio war er nicht mehr zu befriedigen. Schön, wenn man gute Freunde hat. Wir haben uns die neuesten Platten gegenseitig ausgeliehen.
Purzelbäume schlägt das wahre Sammlerherz nur bei den Originalen. Was man haben wollte, haben musste, wurde stets gekauft. Schallplatten verstand man als Gesamtkunstwerk vom Labelaufdruck bis zum Cover. Die Kassette hingegen transportiert - übrigens ebenso wie die selbst gebrannte CD - "nur" die Musik. Beide sind ganz gut fürs Auto und für den kleinen Musikhunger zwischendurch. Genießen kann man aber nur vom Original - sorry, wenn ich Sie schon wieder nerve …

Kein sechstes "Let it be"!
Lieber Herr G., neuerdings legen Sie mir Ihre "legalen" Onlinemusikläden wärmstens an mein Käuferherz. Dafür vielen Dank. Und eine Frage: Was schätzen Sie, wie oft soll ich dieselben Titel noch von Ihnen kaufen? Sie wissen jetzt nicht, was ich meine? Ok, nehmen wir mal "Let it be", genau, der Titel von den Beatles. Ich erwarb damals die Single, anschließend kaufte ich das letzte Beatles-Album "Let it be", der Titeltrack war darauf selbstverständlich auch vertreten. Als die Platte auf CD erschien, habe ich sie mir noch einmal gekauft. "Let it be" befand sich auch auf "Beatles - Number One Hits". Und ein fünftes Mal erstand ich "Let it be" zu Weihnachten auf "Let it be… naked" - fünf Mal "Let it be", nicht immer in derselben Fassung, aber jeweils doch nicht völlig anders. Und wenn ich jetzt den Wunsch verspüre, "Let it be" auch noch in meinem PC zu haben, dann soll ich dieses Lied ein sechstes Mal erwerben (wo eigentlich? Aples iTunes führt die Beatles nicht!)? Sie zucken mit den Schultern, das dacht' ich mir…

Ich gehe Ihnen noch immer auf den Leim
35 Jahre sind eine lange Zeit, ich habe nichts gelernt. Ich, lieber Herr G., gehe Ihnen und Ihren Mitgliedsfirmen noch immer auf den Leim. Ich kaufe immer noch CDs. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihrem Deutschland-sucht-den-Superstar-Quark nichts abgewinnen kann. Ob Outkast, Strokes oder Franz Ferdinand, Coldplay oder Kings of Leon - meine Käufe lassen Ihre Kassen klingeln. Und vor zwei Jahren habe ich meine Liebe zum jüngst verstorbenen Johnny Cash ein wenig aufgefrischt. Und das kam so:

Meine ganz private Stiftung Plattentest
Im deutschen Rolling Stone las ich damals eine Hymne auf den neuen Cash. Ich bin kein Country-Fan, fand allerdings die Johnny-Cash-San-Quentin-Phase interessant, und "Ring of fire" ist ein Klassiker. Eine neue Cash-CD war also auf dem Markt - mit einem Cash, auf den der Kritiker des deutschen Rolling Stone Lobeshymnen niederprasseln ließ. Trotzdem blieb ich skeptisch - und fragte "Morpheus". Morpheus lieferte mir nach kurzem Download gleich fünf schlagende Kaufargumente. Seitdem hat Johnny Cashs American Recording No. IV "The man comes around" einen Ehrenplatz in meiner Sammlung.
Ähnliches passierte mir jüngst mit Outkast und Franz Ferdinand, und wegen derselben Stiftung Plattentest haben es The Darkness bei mir nicht geschafft. Dabei haben Sie und Ihresgleichen sich so viel Mühe gegeben, The Darkness als die neuen Ultra-Über-Rocker anzupreisen. Sorry, da hat Ihnen Kazaa das Geschäft verdorben. Ich muss gestehen, dass das in letzter Zeit recht oft passiert. Tut mir wirklich Leid, aber ich teste gerne vorher, was ich kaufen soll, und zwar bei Kazaa und Konsorten, meiner ganz privaten Stiftung Plattentest. Und dafür wollen Sie mich vor den Kadi zerren!

"Verehrter Herr G., das gehört sich nicht!",
hätte meine liebe Oma sicherlich gesagt. Die nämlich hatte einen Tante-Emma-Laden und war zu ihren Kunden IMMER höflich, auch wenn die mal woanders kauften. Sie war halt ebenso wie ich vom alten Schlag. Sie aber, verehrter Herr G., Sie jammern laut und öffentlich, nehmen ständig übel und nennen mich gar kriminell. Wegen meiner ganz privaten Stiftung Plattentest. Kriminell, nur weil ich manchmal Probe höre? Nur weil ich manchen Titel sauge, den Sie und Ihresgleichen mir nicht liefern wollen, weil Sie nichts dran verdienen? Oder ist es "kriminell", dass ich trotz allem immer noch bei Ihnen kaufe? Nein, lieber Herr G., da kann ich Sie beruhigen: Dass ich auch heute noch bei Ihnen kaufe, das ist nicht kriminell, das ist nur dumm…

Schöne Grüße

Ihr Musikpirat

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